Am letzten Sonntag hat der Kunstleistungskurs in den Räumen des Kunstvereins seine eigene Ausstellung eröffnet. Neben zahlreichen Besuchern konnten die Schülerinnen und Schüler auch viele Schulleitungsmitglieder aller teilnehmender weiterführenden Schulen begrüßen. Angelyn Miller, Jonna Frank und Anna Lena Südhoff haben in die Ausstellung eingeführt. Nachfolgend können Sie die sehr gelungene Einführung nachlesen und finden vielleicht noch den Weg in die Räume des Kunstvereins, um sich diese sehr eindrucksvolle Ausstellung anzusehen.
Liebe Anwesende,
wir sind heute hier zusammengekommen, um ein Thema zu betrachten, das so alt ist wie die Menschheit selbst und doch immer wieder neu: das Abbild der Seele.
Aber was ist die Seele? Sie ist das Unsichtbare, das in den tiefsten Schächten unserer Träume, Ängste und Sehnsüchte schlummert. Doch wie kann man das Unsichtbare Sichtbar machen? Wie fasst man das, was jenseits der Worte liegt, in eine greifbare Form?
Wenn wir uns fragen, was es bedeutet, ein Abbild der Seele zu schaffen, dann fragen wir uns, wie oft wir uns trauen, in den inneren Spiegel zu schauen. Ein Seelenbild zu schaffen bedeutet, den Mut zu haben, sich selbst zu erkennen.
Jeder von uns trägt ein solches Abbild in sich. Ein Bild, das sich formt und wandelt, wächst und verblasst. Es spiegelt sich in all den Dingen wider, die wir lieben oder geliebt haben, die wir verloren und wiedergefunden haben.
Doch wie geht man an ein so komplexes und vielschichtiges Thema wie das Abbild der Seele heran? Hört man auf sein Bauchgefühl, lässt den Pinsel einfach starten? Wir durften viele verschiedene Wege erfahren, wie man das Unsichtbare eigentlich sichtbar macht. Schließlich konnten die Herangehensweisen so individuell sein wie das Thema selbst. Uns als Kurs war es wichtig, ein Thema zu finden, bei dem jeder frei und individuell eigene Werke erschaffen kann, um schließlich eine bunt gemischte und vielfältige Ausstellung zu kreieren, die verschiedenste Facetten aufweist.
Bei der Auseinandersetzung mit der Seele haben wir uns dafür ganz speziell mit uns selber befasst und viel reflektiert. Wir haben uns intensiv mit unserer Persönlichkeit und unserem Umfeld auseinandergesetzt. Auch prägende Erfahrungen und Erlebnisse haben bei unseren Bildern teilweise eine bedeutende Rolle gespielt. Nach einer ausreichenden Planung mit Skizzen und Materialproben, wie etwa ein Wachsmalstift auf anderen Farben aussieht, konnte dann die tatsächliche Ausgestaltung beginnen. Mit unterschiedlichen Techniken und Materialien haben wir schließlich versucht, diese Ideen auf einer Leinwand Wirklichkeit werden zu lassen. Hierbei wurde trotz Planung frei gearbeitet, um die Abbildung der Seele so authentisch wie möglich zeigen zu können. Pläne wurden über den Haufen geworfen und durch neue Ideen ersetzt, teilweise mit den verschiedensten Materialien. Und somit lässt sich heute von Acrylfarbe über Wachsmalstifte bis Bleistift alles in unserer Ausstellung finden. Nicht nur unsere einzelnen Motive, sondern auch unsere Materialien, Farben und Stile zeugen von einer großen Auswahl. Es ist zu erkennen, dass jeder sein Bestes gegeben hat, um nun diese Endprodukte hier ausstellen zu dürfen.
Die Werke, die Sie heute sehen werden, sind mehr als bloße Darstellungen von Emotionen und Gedanken. Es ist ein innerer Prozess, ein Dialog zwischen dem Künstler und seiner Seele. Jedes Werk erzählt eine Geschichte, nicht nur über das Individuum, das es geschaffen hat, sondern auch über die vielseitigen menschlichen Erfahrungen, die uns alle verbinden.
Hinter all diesen Werken, die Sie heute und auch noch bis zum 20. Oktober betrachten können, steckt nicht nur viel Arbeit – von Idee bis hin zur Planung, die erste Skizze, das finale Werk – sondern auch ein Ausdruck, eine Nachricht, eine gewisse Intention des Künstlers oder der Künstlerin, die er oder sie uns Betrachtern übermitteln möchte. Diese Nachrichten sind ganz individuell, manchmal klar sichtbar, manchmal aber auch versteckt oder gar nicht zu erkennen.
Bei unserem Thema “Abbild der Seele” ist erst einmal grob klar, was ausgedrückt werden soll – die Verbildlichung unseres Inneren. Doch wie diese Verbildlichung aussehen mag, als was man die Seele wahrnimmt, und was genau man von der Seele überhaupt preisgeben möchte, sind alles ganz persönliche Entscheidungen der Künstler*innen.
Sie werden heute in dieser Ausstellung nicht nur eine universelle Interpretation des Themas auffinden, sondern Unmengen an verschiedenen Geschichten und Unmengen an verschiedenen Seelen in unseren Werken erkennen. Jedes Werk spricht für sich, hat eine eigene Intention. Geht es um den äußeren Einfluss auf meine Seele?
Vielleicht versuche ich, was mich ausmacht auf eine Leinwand zu bringen. Oder aber es dreht sich um Beziehungen, um Freude und Trauer, um Leben oder Tod.
Doch was auch immer der Gedanke hinter dem Werk sein soll – das Tolle, was uns die Kunst bietet, ist die Vielfalt an Interpretationsmöglichkeiten, der Spielraum, der dem Betrachtenden gegeben ist, seine eigene Deutung vorzunehmen. Und genau das können Sie heute nutzen, um sich selbst in unseren Werken wiederzufinden. Obwohl es um ein spezifisches Thema geht, nämlich um unsere aller Seelen, blüht unsere Ausstellung vor Vielfalt und Individualität, und wir möchten Sie herzlich dazu einladen, diese Vielfalt durch Ihre eigenen Interpretationen zu erweitern. Gehen Sie durch unsere Ausstellung und bewundern sie nicht nur die Schöpfung anderer, sondern finden sie sich selbst in diesen Werken. Nutzen Sie diese Gelegenheit, um sich Ihrer eigenen inneren Welt bewusst zu werden, um zu reflektieren und zu hinterfragen, was Sie in sich tragen.
Lassen Sie sich von den Werken berühren, lassen Sie Ihre eigene Seele sprechen, finden Sie Ihr eigenes Abbild und nutzen Sie es als Quelle der Inspiration.
Vielen Dank.